Teilnahme am Congrès de la SELF XX-XXI: La littérature française au grand large (XXe et XXIe siècles)

Es war eine Reise, die tief blicken ließ: Vom 10. bis 12. Juni 2024 nahm ich gemeinsam mit Prof. Karen Struve am  Congrès de la SELF XX-XXI an der Université de Bourgogne in Dijon teil. Gestrandet am Vorabend in Straßburg und das ausgerechnet zum Europawahltag, konnte ich auf Tuchfühlung mit einer Schockstarre und den Urlaubsverschiebungen gehen, die nun aufgrund der Neuwahlen vorgenommen werden mussten. Der Kongress, der unter dem Titel „La littérature française au grand large (XXe et XXIe siècles)“ stand, fand in der renommierten Maison des Sciences de l’Homme auf dem Campus Erasme statt.

Ein bereichernder Austausch über die französische Literatur der letzten zwei Jahrhunderte

Der Kongress bot eine reichhaltige Plattform für Wissenschaftler*innenForscher*innen und Literaturbegeisterte aus aller Welt (von den Antillen über Québec bis nach Brasilien und Italien waren viele Frankoromanist*innen vertreten), um sich über die Entwicklungen und Transformationen der französischen Literatur im 20. und 21. Jahrhundert auszutauschen. Die Vielfalt der präsentierten Themen und die Qualität der Diskussionen waren beeindruckend und anregend.

Unser Panel: Réception

Unser Panel hieß „Réception“ und wurde von Chloé Chaudet geleitet. In diesem Panel hatten wir das Vergnügen, gemeinsam mit renommierten Kolleg*innen über die Rezeption und den Einfluss der französischen Literatur in verschiedenen Kulturräumen zu diskutieren. Die Präsentationen im Panel waren:

  1. Gaëtan BRULOTTE: „L’image des romans québécois en France“ – Eine spannende Untersuchung über die Wahrnehmung und den Einfluss von Quebecer Romanen in Frankreich und ein großer Seitenhieb auf den immer noch sehr zentralistischen französischen Literaturbetrieb – raus mit dem Québec-Regal aus der dunklen kalten Ecke der Buchhandlungen! 
  2. Alice LAUMIER: „Penser les circulations et les transferts théoriques à partir du cas des trauma studies“ – Eine gründliche Analyse der theoretischen Bewegungen und Transfers im Bereich der Trauma Studies. Was bleibt ist die Frage, ob wirklich immer erst Übersetzungen angefertigt werden müssen, bevor Konzepte „traveln“ können…
  3. Ina SCHENKER und Karen STRUVE: „Laboratoires littéraires: la littérature contemporaine française et francophone en Allemagne“ – Unsere gemeinsame Präsentation über die zeitgenössische französische und frankophone Literatur in Deutschland und die Rolle literarischer „Labore“ in diesem Kontext.

Besuch von Gegenwartsautor*innen

Ein weiteres Highlight des Kongresses war die Präsentation der französisch-argentinischen Autorin Laura Alcoba. Ihre Konferenz mit dem Titel „D’une rive à l’autre“ fand im Amphithéâtre statt und zog viele Teilnehmer*innen an. Laura Alcoba sprach eindrucksvoll über ihre Erfahrungen und die Themen, die ihre Werke prägen. Vor allem über die Buchtitel und Genrekämpfe mit Gallimard. Ihr Vortrag bot wertvolle Einblicke in die kulturellen und literarischen Brücken zwischen Frankreich und Argentinien und war für viele von uns eine große Inspiration. Leider verpassten wir aufgrund der langen Rückreise den Beitrag von Mohamed Mbougar Sarr, sehr schade.

Netzwerken und neue Kontakte

Besonders intensiv habe ich mich mit den brasilianischen Teilnehmer*innen vernetzt, da wir im kommenden Wintersemester einen Choix Goncourt d’Allemagne begleiten werden. Für uns interessant war in diesem Zusammenhang die Präsentation von Daniel Teixeira da Costa Araujo mit dem Titel „La littérature de langue française contemporaine enseignée au Brésil : le rôle du prix Choix Goncourt du Brésil“. Daniel sprach über die Bedeutung des Choix Goncourt für die Vermittlung zeitgenössischer französischer Literatur in Brasilien, was viele Parallelen zu unseren Aktivitäten in Deutschland aufwies. Diese Gespräche waren nicht nur bereichernd, sondern eröffneten auch neue Perspektiven und potenzielle Kooperationen für zukünftige Projekte.

Politische Atmosphäre und die Rolle der Literatur

Die Stimmung während des Kongresses war spürbar aufgewühlt aufgrund der aktuellen politischen Situation in Frankreich nach den Europawahlen und der Parlamentsauflösung. Diese Entwicklungen spielten auch bei der Einführung eine bedeutende Rolle. Es wurde intensiv diskutiert, welche Rolle die Literatur in solch turbulenten Zeiten einnehmen kann und sollte. Diese Diskussionen waren besonders relevant und boten wertvolle Einsichten in die gesellschaftliche Verantwortung und den Einfluss der Literatur.

Fazit

Die Teilnahme am Congrès de la SELF XX-XXI war eine außerordentlich bereichernde Erfahrung. Die intensive Auseinandersetzung mit der französischen Literatur der letzten zwei Jahrhunderte, der Austausch mit anderen Fachleuten und die Reflexion über die aktuelle politische Lage haben meinen Horizont erweitert und mir neue Impulse für meine eigene Forschung gegeben. Ich bin dankbar für die Gelegenheit, Teil dieses inspirierenden Kongresses gewesen zu sein, und freue mich auf zukünftige Veranstaltungen dieser Art.

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